Corona-Nothilfe Projekt erfolgreich abgeschlossen!

Unser Projekt zur Corona-Nothilfe für Künstler:innenkinder mit den Schauspielerinnen Victoria Trauttmansdorff und Theresita Colloredo ist nun erfolgreich abgeschlossen!

Das Resultat ist unglaublich: Insgesamt wurden mit der Spendenaktion knapp 300.000 Euro eingesammelt und an 350 bedürftige Künstler:innenkinder ausgezahlt. Jede Familie erhielt einen einmaligen Zuschuss zur Kinderzimmermiete von rund 850 Euro pro Kind.

Von den pandemiebedingten Ausfällen kultureller Veranstaltungen sowie zahl­reicher Theater- und Filmproduktionen waren darstellende Künstler:innen in ganz Deutschland finanziell betroffen. In besonderem Maße traf dies auf im Theater- und Entertainmentbereich tätige Eltern zu. Trotz erheblichen Einnahmever­lusten mussten sie ihre Kinder versorgen und die Mieten bezahlen.

Um hier schnell und gezielt zu helfen, haben die beiden Schauspielerinnen Victoria Trauttmansdorff und Theresita Colloredo gemeinsam mit unserem Verein „Wirtschaft kann Kinder e. V.“ (WKK) in der Vorweihnachtzeit 2020 das Projekt „Corona oder nicht Corona – Kinderzimmer kosten Miete“ ins Leben gerufen. Zum Abschluss dieser einzigartigen Aktion, hat sich unsere Projektleiterin Analena Mathis nochmal mit Victoria Trauttmansdorff und Theresita Colloredo über das Projekt ausgetauscht.

Bild Analena Mathis_Credit_privat

Analena Mathis ist in Österreich geboren, hat in Wien Bildungswissenschaften studiert und arbeitet seit Gründung von „Wirtschaft kann Kinder e. V.“ im Jahr 2020 als Projektmanagerin für den Verein in Berlin. In dem Projekt „Corona oder nicht Corona – Kinderzimmer kosten Miete“ war sie für die Projektleitung und die komplette Abwicklung zuständig.

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Foto (© Cordula Treml)
Victoria Trauttmansdorff wuchs in Wien auf und absolvierte ihre Ausbildung am Salzburger Mozarteum. Seit 1992 ist sie festes Ensemble-Mitglied am Hamburger Thalia Theater und seit 2000 verstärkt in Film und Fernsehen zu sehen. Zu ihren Produktionen gehören Filme wie Sandra Nettel­becks Kinofilm „Bella Martha“ (2001) und Jan Bonnys „Gegenüber“ (2007), das auf verschie­denen Film­festivals zu sehen war, unter anderem in Cannes. Für ihre Darstellung in „Gegenüber“ wurde Victoria Trauttmansdorff in der Kategorie „beste weibliche Haupt­rolle“ für den Filmpreis 2008 nominiert.

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Foto (© Herzau)
Theresita Colloredo
besuchte die Schauspiel­schule Jaques Lecoq in Paris. Sie war viele Jahre in Österreich als CliniClown im Einsatz. Es folgten Aufträge für szenische Konzert­produktionen für junges Publikum am Barbican Centre in London, das Beethovenorchester in Bonn, sowie wiederholt für das Tonkünstler-Orchester Nieder­österreich in Grafenegg. Zusammen mit der Schauspielerin Victoria Trauttmans­dorff und dem Akkordeonisten Hrólfur Vagnsson präsentiert die Künstlerin derzeit einen Wiener Lieder Abend u.a. 2021 beim Schleswig-Holstein Musikfestival.

Interview mit Victoria Trauttmansdorff und Theresita Colloredo

ANALENA MATHIS: Für uns als noch relativ jungen Verein war es das erste eigene aktive Projekt. Bisher haben wir immer als Dachverein fungiert, der Gelder an gemeinnützige Organisationen, Vereine oder Stiftungen weitergibt, um unser Ziel, die Chancengerechtigkeit für Kinder und Jugendliche in Deutschland zu fördern. Dieses Mal ging unsere Hilfe direkt an Künstler:innenkinder, also Privatpersonen, die akut in Not waren.
Doch erzählt bitte erstmal, wie kam es zu diesem Projekt?

 

VICTORIA TRAUTTMANSDORFF: Die Schließung der Spielstätten stürzte zahlreiche Schauspieler:innen in die Krise, denn sie erlebten den fast vollständigen Verlust ihres Einkommens. Für Kolleg:innen mit Kindern, insbesondere Alleinerziehende, ist das ein Riesenproblem, denn trotz Einnahmeverlusten müssen Mieten bezahlt, Kinder versorgt und die Teller gefüllt werden. Und wir wussten nicht, wie lange die Theater in Deutschland geschlossen bleiben müssen. Darum haben Theresita Colloredo und ich überlegt, wie wir unseren Kolleg:innen schnell und vor allem ohne großen bürokratischen Aufwand helfen können.

THERESITA COLLOREDO: Bereits im ersten Lockdown haben wir mit unserer Aktion „Bei Anruf Kunst“ Zuhörer:innen und namhaften Künstler:innen wie Leslie Malton, Nicole Heesters, Harald Schmidt oder Ulrich Matthes das Erlebnis einer Life-Performance über das Telefon ermöglicht und konnten dazu viele Spenden einnehmen. Doch wir wollten noch mehr Menschen helfen und haben dann gemeinsam mit Euch, dieses großartige Projekt realisiert. Die betroffenen Kolleg:innen ermutigten wir, die Unterstützung bei Euch zu beantragen und anderen davon zu erzählen. Der Bedarf war enorm und die Resonanz überwältigend. Das Projekt wurde für uns schnell zur Herzensangelegenheit, denn Kinder leiden ganz besonders unter den Auswirkungen der Pandemie.

 

ANALENA MATHIS: Das kann ich sehr gut verstehen, auch für uns ist das Projekt zur Herzensangelegenheit geworden, denn wir haben die große Not der Künstler:innen unmittelbar zu spüren bekommen. Unser Telefon stand in dieser Zeit nicht mehr still, es war ein absoluter Ausnahmezustand mit einem enormen Arbeitspensum. Wir waren in dem Projekt zu zweit und haben jeden einzelnen Antrag geprüft und bearbeitet. Wenn etwas fehlte, griffen wir direkt zum Hörer und füllten die Anträge gemeinsam mit den Betroffenen aus. Die Dankbarkeit der Menschen war einfach überwältigend, wir haben ihnen in dieser schweren Zeit Halt gegeben. Sie erzählten uns ganz offen ihre Geschichten, schickten uns Dankesbriefe oder bemalte Leinwände und Fotos von ihren Kindern – das hat die Pandemie so greifbar gemacht und mich wahnsinnig berührt. Die Zeit war unheimlich emotional!
Aber wie seid Ihr überhaupt auf den WKK gekommen und was war das Besondere an dem Projekt? Wie unterscheidet es sich von anderen Hilfeleistungen?

 

VICTORIA TRAUTTMANSDORFF: Das war natürlich ein Glücksfall. Ich hatte Christoph Gröner als Unternehmer nach einer Spende für unsere Aktion „Bei Anruf Kunst“ gefragt, und da er sich mit dem vom ihm gegründeten Verein WKK für die Chancengerechtigkeit von Kindern und Jugendlichen einsetzt, war es seine Idee, das Projekt „Corona oder nicht Corona – Kinderzimmer kosten Miete“ ins Leben zu rufen. Durch die Anschubfinanzierung des Vereins in Höhe von 100.000 Euro konnten wir quasi im selben Moment loslegen und betroffenen Kolleg:innen helfen. Es war eine Soforthilfe von jetzt auf gleich, ohne peinliche Fragen beantworten zu müssen, wie sonst üblich, wenn man staatliche Hilfe beantragt und quasi einem Verhör ausgesetzt ist. Das war bei Euch ganz anders: Eure Anträge waren unkompliziert, Ihr habt sie super schnell bearbeitet und dazu sogar noch psychologischen Beistand geleistet. Ohne Euch hätten wir das Projekt nie umsetzen können, denn wir haben von diesem ganzen Bürokratischen einfach keine Ahnung.

THERESITA COLLOREDO: Und das ist eigentlich das Zweite, was „Wirtschaft kann Kinder“ für das Projekt geleistet hat, Ihr habt die Bürokosten komplett übernommen. Dadurch, dass Ihr das Projekt an Bord genommen habt, ging jeder Cent der Spenden direkt an die bedürftigen Familien und nicht an irgendeine Charity-Organisation mit Wasserkopf.

 

ANALENA MATHIS: Ja, das Besondere an unserem Verein ist, dass wir auf die individuellen Bedürfnisse von Menschen eingehen können, die sonst keine Unterstützung erhalten. Wir helfen direkt, schnell und unkompliziert und unser Vorstandsvorsitzender Christoph Gröner hat immer ein offenes Ohr für gute Projektideen. Als Unternehmer sieht er es als seine soziale Pflicht an, sich um diejenigen zu kümmern, die stärker unter der Krise leiden. Und dazu ermutigen wir mit unserem Verein ja auch andere Unternehmer:innen, die trotz Corona nur geringe oder gar keine Einschränkungen zu verkraften haben.
Was bedeutet Euch die Erfahrung mit diesem Projekt und warum ist es wichtig, solche Projekte zu unterstützen?

 

VICTORIA TRAUTTMANSDORFF: Die Arbeit mit „Wirtschaft kann Kinder“ war für mich eine richtige Bereicherung. Es war liebevoll, produktiv und kreativ zugleich. Und wir konnten auch so viel lernen, wir sind ja Schauspielerinnen und kennen uns mit Organisation nicht so gut aus. Und das Tolle war für uns, dass wir wussten, dass jeder Cent direkt an die geht, die das im Moment brauchen, Kolleg:innen, die aktuell einfach kein Geld verdienen können durch die Pandemie. Das war für uns ein schönes Erlebnis. Wir haben gemerkt, dass Helfen beflügelt und glücklich macht. Für diese Erfahrung bin ich unendlich dankbar.

THERESITA COLLOREDO: Es war toll, etwas allein auf die Beine zu stellen – eine Idee zu haben und diese zu verwirklichen – das ist etwas sehr Befriedigendes. Es war ein gutes Gefühl, aktiv etwas zu tun in dieser Krise – für Kolleg:innen. Das war von Anfang bis Ende eine glückliche Erfahrung in dieser blöden Zeit, in der der psychologische Druck auf Kinder und Familien ohne Einkommen enorm war, und finanzielle Hilfe die Situation schon etwas entspannen kann. Das mitzuerleben, war eine besondere Erfahrung. Soziales Engagement und Verantwortung zu übernehmen für die Gesellschaft, tut jedem gut, das hält einen menschlich!

ANALENA MATHIS:  Liebe Victoria, liebe Theresita, vielen Dank für dieses tolle Projekt und die inspirierende Zusammenarbeit mit Euch. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht!

Familie_Dietrich-Foto-privat-

Lea Dietrich, die als freischaffende Bühnen- und Kostümbildnerin arbeitet, und ihre Familie gehören zu den geförderten Familien der WKK Corona-Nothilfe.

Lea Dietrich: „Das Besondere war, dass es so unkompliziert war. Es war gefühlt nicht an so viele
Bedingungen geknüpft. Normalerweise muss man sich bei solchen Förderungen ‚total ausziehen’ und
hat allein schon deswegen Angst und natürlich, dass man irgendetwas falsch macht. Dagegen war die Hilfe von „Wirtschaft kann Kinder“ wirklich direkt
und unkompliziert. Das war dann auch abgeschlossen und hat einem nicht nur Geld gebracht,
sondern auch Motivation. Ich dachte: Ach toll, da wollen Leute wirklich helfen und unterstützen. Man
hat sich so gesehen gefühlt und nicht so auseinandergenommen wie sonst bei Förderungen.“